Wie bei Wilkhahn die Transformation der Moderne in die Zukunft erfolgt, zeigen im Rahmen der Ausstellung „Learning from the Bauhaus“ insgesamt neun „Paarungen“, in denen historische Meilensteine den zeitgenössischen Äquivalenten gegenübergestellt werden. Entwürfe von Herbert Hirche, Roland Rainer, Walter Papst, Georg Leowald, Delta-Design, Nick Roericht und Klaus Franck treffen hier auf aktuelle Wilkhahn-Produkte von RSW, Wolfgang C.R. Mezger, jehs+laub, Phoenix Design, Andreas Störiko, Thorsten Franck, White ID und der Wilkhahn-Designabteilung: abstrakt gestaltete Sitzobjekte für Haltungswechsel und Bewegungsförderung, vielseitige Kombinationen aus Kunststoffschalen mit unterschiedlichen Stuhlgestellen, A-Stapler und Kufenstühle, Chefsessel und synchron bewegliche Bürostühle.
Neun Paare und ein zukunftsweisender Solitär
Die Paarbildungen zeigen, wie hier einerseits neue Materialien und neue Fertigungstechnologien zu neuen Funktions- und Ausdrucksformen führen – und dass andererseits die damals entwickelten Prinzipien und Typologien noch heute hochaktuell sind. Besonders spannend ist die Präsentation der Herstellung des PrintStool One (Design Thorsten Franck), eines im 3-D-Druckverfahren hergestellten Hockers, im Kontext der ursprünglichen Bauhaus-Ideen: Industrie und Handwerk, Theorie und Praxis, Design und Build, Kunde und Hersteller können in den zukunftsweisenden digitalen Produktionsverfahren wieder ganz nah zusammenfinden.
„ZEIT.BEZÜGE“ für den Freischwinger
Der doppeldeutige Titel des Ideenwettbewerbs im Textilen Atelier der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur an der TH Ostwestfalen-Lippe thematisiert ebenfalls die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wilkhahn hatte den Wettbewerb gemeinsam mit seinem Vertriebspartner designfunktion ausgelobt. Neun Studierende setzten sich mit der Lehre am Bauhaus auseinander, um vor dem Hintergrund heutiger Herausforderungen und Fragestellungen neue Ideen für Bezüge des Freischwingers Metrik (Design WhiteID) zu entwickeln. Schließlich gilt die Stuhltypologie „Freischwinger“ als beispielgebende Erfindung und Entwicklung am Bauhaus, die durch den Einsatz von Stahlrohr erstmalig minimierten Materialeinsatz mit hohem Komfort und kostengünstigen Möglichkeiten der Serienproduktion verbunden hatte.
Fliegender Teppich, Wollpads und Teebeutel
Am 8. Juli wurden die Ergebnisse in Form von Skizzenbüchern, Materialkollagen und Konzeptbeschreibungen durch eine fachkundige Jury gesichtet und bewertet. Durchweg alle Entwürfe thematisierten die Nachhaltigkeit der eingesetzten Materialien, sei es als Natur-Materialien oder als kreatives Recycling, und stellten den individuellen Bezug zum Nutzer und Kunden in den Mittelpunkt.
Chefredakteurin Susanne Tamborini-Liebenberg von der Zeitschrift MD, Architektin und Innenarchitektin Prof. Ulrike Kerber von der TH OWL, Mitarbeiter des Designbüros WhiteID, Designdirektor Hannes Neubert von der Webmanufaktur Gebrüder Munzert und Michael Englisch, Leiter Design und Entwicklung bei Wilkhahn, vergaben den ersten Preis einstimmig an Swenja Fleur Fabian für ihren Entwurf „serape“: Er verbindet die Freischwinger-Idee Marcel Breuers vom Sitzen auf einer „Luftsäule“ mit einem „fliegenden Teppich“ als Sitzfläche und einem hussenartigen Überwurf der Rücken- und Seitenlehnen. Der Name des Entwurfs ist Programm: Denn ähnlich der multifunktionalen Decke aus Mexiko kann der legere Bezug bei kühleren Temperaturen als Poncho genutzt werden, während er im Sommer griffgünstige Taschen für persönliche Utensilien bietet, die gerne dicht am Körper verstaut werden, wie etwa ein Mobiltelefon.
Der zweite Preis ging an Ann-Kristin Fischer für ihren Entwurf „crudo“, bei dem die regionale Gewinnung natürlicher Wolle und ihre traditionelle Verarbeitung mit der Hightech-Fertigung des Metrik-Freischwingers kontrastiert wird und zudem Möglichkeiten bestehen, je nach Witterung kühlende oder wärmende Elemente in den Bezug zu integrieren.
Beim dritten Preis für den Entwurf „Take a seat“ von Rika Schuhen würdigte die Jury die mehrschichtigen, konzeptionellen Ableitungen aus der Bauhaus-Lehre zur Architektur und zur Verbindung von Industrie und Handwerk. Als Vorlage für den innovativen Sitzbezug dienten hier frei angeordnete und miteinander vernähte Teebeutel, die zu einer völlig neuartigen Anmutung der Sitzfläche führen.
Der 1. Preis als limitierte Sonder-Edition bei designfunktion
In den vergangenen Wochen hat das Wilkhahn-Designmanagement mit der Wettbewerbsgewinnerin die Entwurfsidee „serape“ zu produktionsreifen Prototypen weiterentwickelt. Sie werden erstmalig zur Ausstellungseröffnung präsentiert und können in den nächsten Monaten als limitierte Sonderedition zum Bauhaus-Jubiläumsjahr exklusiv über den Kooperationspartner designfunktion erworben werden.
Ausstellungseröffnung
Termin: 13. November 2019, 18:00 Uhr
Ort: „Labor“ auf dem Wilkhahn-Campus (Architekt: Georg Leowald nach Plänen von Herbert Hirche), Fritz-Hahne-Straße 8, 31848 Bad Münder (Ortsteil Eimbeckhausen).
Anmeldung: gisela.hahne@wilkhahn.de
Die Ausstellung ist vom 14. November 2019 bis 27. März 2020 gegen Voranmeldung zu besichtigen. Anmeldungen bitte ebenfalls unter gisela.hahne@wilkhahn.de